Eine dumpfe Sirene ertönt.
Theophil:
Beeilung, meine Damen, bitte Beeilung! In zwanzig Minuten gehen wir auf und die Brücke schaut immer noch aus als wäre ein Meteor eingeschlagen. Wollen Sie unseren Trabanten so der astronomisch interessierten Öffentlichkeit präsentieren?
Allgemeines unmutiges Gemurmel
Theophil:
Und keine Unmutsäußerungen seitens des Personals, wenn ich bitten darf.
Wir sind hier nicht auf der Erde.
Erneutes Gemurmel. Ein einzelnes ‚Leider’ ist herauszuhören.
Theophil:
Uns ist durchaus zu Ohren gekommen, dass einzelne Abteilungen mit dem Gedanken liebäugeln, gewisse irdische Neuerungen auch bei uns auf dem Monde einzuführen. Sollte der eine oder andere unter Ihnen Zweifel hegen an unserer himmlischen Ordnung, so denken sie immer an das Credo unserer geliebten Regentin: Was kümmert es den Mond, wenn der Hund ihn anbellt. Und jetzt: an die Arbeit!
Der Chor macht sich lustlos wieder an die Arbeit und putzt sich von der Bühne.
Chor:
Wisch, wisch, wisch,
wischewischewisch, wisch!
Theophil geht zum Fahrstuhl. Die Tür öffnet sich. Frau Luna kommt aus dem Fahrstuhl.
Theophil:
Oh, Majestät! Was machen Sie denn hier um diese Uhrzeit?
Luna:
Was ich mache? Ich langweile mich. Wie immer. Zu jeder Uhrzeit.
Theophil:
Aber Majestät dürfen nicht hier sein! In einer Viertelstunde gehen wir auf!
Luna: schmollt
Wozu ist man eigentlich Königin, wenn man nie etwas darf?
Theophil:
Aber Majestät dürfen alles! Nur auf der Brücke dürfen Majestät sich nicht aufhalten.
Man könnte uns entdecken.
Luna:
Vielleicht möchte ich ja entdeckt werden.
Theophil: entsetzt
Majestät!
Luna:
Ich stelle es mir eigentlich ganz nett vor, entdeckt zu werden.
Theophil:
Man wird aber nicht nur entdeckt. Man wird auch erobert.
Luna: lustvoll
Oh ja! Und dann wird man erforscht!
Theophil:
Entdeckt zu werden, hat noch keinem Volk gut getan. Denken Hoheit doch nur an die armen Indianer. Möchten Sie, dass mit uns das gleiche passiert?
Luna:
Ich möchte, dass überhaupt einmal etwas passiert! schmollt
Ach Theophil! Immer nur abnehmen, zunehmen, abnehmen, zunehmen-das ist doch kein Leben für eine Frau! Ich mops mich hier oben noch zu Tode!
Theophil:
Ich weiß. Aber was kann ich dabei tun?
Luna: listig
Sie könnten mich einmal durch das Teleskop schauen lassen.
Theophil:
Völlig ausgeschlossen, Majestät.
Luna:
Bitte, Theophil! Ich möchte auch einmal etwas sehen von der Welt!
Theophil:
Etwas von der Welt zu sehen bringt Frauen nur auf dumme Gedanken.
Luna:
Sie sind ein Heuchler, Theophil. Glauben Sie, Sie sind der einzige Mensch auf diesem Mond, der ‚interstellar’ Kontakt aufnehmen möchte?
Theophil:
Was wollen Majestät damit andeuten?
Luna:
Eine gute Herrscherin weiß alles, was in ihrem Reich geschieht. Sonst wäre Sie keine gute Herrscherin. Lassen Sie mich jetzt durch ihr Teleskop schauen?
Theophil:
Aber Majestät haben doch bereits interstellare Kontakte! Prinz Stern von Schnuppe
zum Beispiel ist gerade auf dem Wege zu Ihnen-
Luna:
Lassen Sie mich bloß mit diesem Langeweiler in Frieden.
Theophil:
Was haben Hoheit nur gegen den Prinzen? Der Mann hat Stil. Der Mann hat Geschmack! Der Mann-
Luna:
Hat ein Automobil Ich weiß.
Theophil:
Aber -
Luna:
Schluss jetzt, Theophil! Noch ein Wort, und ich trete in den Regierungsstreik!
Theophil:
Aber…. der Prinz liebt sie, Majestät.
Luna:
Ich weiß. Er singt mir davon seit zweitausend Jahren.
grimmig Und immer dasselbe Lied!
Der Mondgroom ist aufgetreten.
Mondgroom:
Majestät, Prinz Stern von Schnuppe.
Frau Luna stöhnt stumm auf. Prinz Sternschnuppe erscheint.
NO 6 WENN AUCH DIE JAHRE ENTEILEN