SAMSON:
Gott scheint verdammt viel Humor zu haben. Was hast du eigentlich gegen die Juden?
STILLE. STELLA sieht SAMSON an. Seine Anwesenheit passt ihr gar nicht.
STELLA: feindlich
Was willst du hier? Ich dachte, du bist in der Schweiz?
SAMSON:
Die machen doch großartige Musik! Gershwin, Arlen, Berlin, alles Synagogensänger.
Mit Schläfenlocken.
STELLA:
Ihre Väter vielleicht.
SAMSON:
Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.
STELLA:
Du hast dich überhaupt nicht verändert, Samson Schönhaus. Immer noch derselbe arrogante Hund
SAMSON:
Du hast dich aber auch gut gehalten. Das Lager hat dir gut getan.
Wie ist das eigentlich so in zehn Jahren Haft? Fühlt man da auch irgend so etwas wie Reue?
STELLA:
Das einzige, was ich bereue, ist dass ich dich nicht sofort bei Dobberke verpfiffen habe.
SAMSON:
Du wusstest doch gar nicht wo ich bin.
Samson guckt Stella abwartend an, ob seine Behauptung stimmt.
Oder etwa doch?
STELLA: wechselt das Thema
Ich hätte ein Star werden können, Samson. Ich hatte alles. Das Aussehen, die Beine, die Stimme...Du brauchst gar nicht so zu gucken.
STELLA hakt sich bei MANFRED ein.
Manfred sagt, ich habe Potenzial.
SAMSON:
Du hast dir schon immer die falschen Männer ausgesucht.
STELLA:
Und wenn wir erst in Amerika sind, werde ich ein Star!
SAMSON:
Du gehst aber nicht nach Amerika.
STELLA:
Mein Vater hat das Visum vor drei Wochen beantragt.
SAMSON:
Vor drei Wochen? Ihr seid ja lustig.
STELLA:
Was ist daran so komisch?
SAMSON:
Weißt du wie viele Juden auf der Warteliste stehen? Über 60.000! Und weißt du wie viele Amerika davon reinlässt? Keine 5 %. Und das war noch vor dem Krieg.
STELLA:
Woher willst du das wissen?
SAMSON:
Das ist die Quote, du Dumpfbacke. Die haben die Amis auf der Konferenz in Evian selber festgelegt. Liest du keine Zeitung?
STELLA:
Warum bist du eigentlich so gemein zu mir?
SAMSON:
Weil ich ein bisschen verliebt in dich bin. Hab ich dir doch gesagt.
STELLA:
Ach deswegen. gleichgültig Alle sind verliebt in mich.
SAMSON:
Weil sie nicht wissen, wie du wirklich bist. ICH bin trotzdem in dich verliebt.
STELLA:
Wie bin ich denn?
SAMSON:
Kalt wie 'ne Hundeschnauze.
STELLA:
Du machst irgendwas Illegales. Hat mir Micky Hellmann erzählt. Mit gefälschten Papieren.
SAMSON:
Dem Idioten sollte man den Schnabel zunähen.
STELLA:
Und damit kann man Geld verdienen?
SAMSON: wütend
Ich nehm dafür kein Geld.
STELLA:
Aber du hilfst Juden?
SAMSON:
Wie es aussieht.
STELLA:
Warum tust du's dann? Wenn nicht für Geld?
SAMSON überlegt, wie er Stella das erklären kann. Aber STELLA ist schneller.
Ich könnte das nicht. In den Untergrund gehen. Mich immer verstecken. Kein Licht anmachen. Keine Schritte. Immer auf Socken. Nicht singen.
SAMSON: trocken
Vielleicht hat der Führer uns Juden deswegen so auf dem Kieker. Damit du nicht singst.
STELLA:
Und tagsüber stundenlang rumrennen, von Parkbank zu Parkbank, immer mit der Angst, dass die grüne Minna kommt und dich mitnimmt.
SAMSON:
Die kommen nicht mit der Minna. Die kommen mit dem Möbelwagen. 'Aus-und Einziehen mit Silberstein!' . Noch nie gesehen?
STELLA: schluckt
Doch. Natürlich.
SAMSON:
Irgendwann wirst du es dir gar nicht aussuchen können. grinst Und wenn du dann Papiere brauchst-
STELLA:
Danke, Mister Wichtigtuer. Das einzige Papier, das ich brauche, ist mein Visum für Amerika. Und das bekomme ich auch ohne dich.
SAMSON:
Sag ich doch: Kalt wie `ne Hundeschnauze.
STELLA:
Ist doch gut. Für einen zukünftigen Star. STELLA GOLD!
mit viel deutschem Akzent At lifetime a legend!
SAMSON:
Ich hab dich jetzt schon vergessen. Wie heißt du nochmal?
NO 4 STAR
STELLA:
Du wirst dich an mich erinnern
Ob du willst
oder nicht.
Du wirst nachts von mir träumen
Ob du willst
oder nicht.
Wo du hingehst
Wo du wegläufst
Wo du ausruhst
Ich bin da!
Ob du hinschaust
Ob du wegschaust
Stell dich tot!
Ich bin dir nah!
Ich verfolg dich
Ich verlass dich-
auch wenn‘s
keine Liebe war...
Du willst geh'n, Schatz?
Schatz, vergiss es!
Denn kein Mann
verlässt einen Star!
Diese Augen,
blauen Augen,
sprechen dir
von Seligkeit!
Diese Beine,
bei die Beene,
wird Marlene
grün vor Neid!
Diese Locken
blond und golden,
so wie echtes
Gold nie war!
Und der Name: Einfach Stella,
Denn Stella, ja Stella, das heißt Star!
MÄNNER: kommen gelaufen
Stella, Stella, Stella, STELLA!!
STELLA: über Echo-Chor Männer
Ob am Lido, ob in London
In New York oder Paris
Nirgends ward `ne Frau gefonden
Die so rassig ist und doch so süss
Stella: Männer:
Du sagst mir, ich soll mich verstecken. Nein!
Sei still, Schatz, dann fällst du nicht auf. Nein!
Wie soll mich dann einer entdecken?
Das Risiko nehm‘ ich in Kauf.
Alle Blätter Von Katmandu
Alle Sender bis U.S.A.
Komm ich hin,
sind sie schon da!
Ging der Krieg
auch schon verloren,
ganz egal
Was macht der Star!!
MÄNNER: Stella scattet darüber
Schlangen vor den Kinokassen
Sind bei Stella schöner Brauch!
Alle Männer Sind verzaubert
Und noch mehr: Die Frauen auch!
Liebt sie männlich
Liebt sie weiblich
oder polymorph sogar?
Denn es steht
Über den Massen
nur der wahre und wirkliche Star!
STELLA:
Ich sag euch, ein Stern, der wird kommen Ein Star!
Wie ihn diese Welt noch nicht sah! Ein Star!
SCHELLLENBERG kommt und verteilt den gelben Stern an MANFRED und die BAND.
MÄNNER:
Seht wie er fliegt!
Dem Himmel so nah!
STELLA:
So strahlt nur ein
STAR!!
V. Schlusspose. Während des Applauses kommt VATER GOLDSCHLAG mit dem gelben Stern zu STELLA
STELLA:
Den trage ich nicht.
VATER:
Stella-
STELLA:
Du hast gesagt, wir bekommen das Visum auf jeden Fall. Du hast gesagt, auf dem Amt hätten sie dir das zugesichert. Dass allen Familien, die eine Bürgschaft haben, die Ausreise genehmigt werden MUSS! Das ist deutsches Recht! Daran müssen die sich doch halten!
Keiner antwortet STELLA.
Es ist, weil wir kein Geld haben, oder? Wir sind nämlich überhaupt keine richtigen Juden! Wenn wir richtige Juden wären, säßen wir im Westend und hätten uns dieses vermaledeite Visum EINFACH GEKAUFT!!
VATER: hält STELLA den Stern hin
Kind-
STELLA:
Ich habe gesagt, ich trage den nicht!
SCHELLENBERG: entschuldigend zu Stella
Auch in der Parteispitze gab es große Bedenken, ob diese Aktion bei der Bevölkerung durchsetzbar sei, aber wir haben es in Prag ausprobiert, und die Reaktionen der nichtjüdischen Mitbürger waren überraschend moderat. Von daher konnten wir den Führer dazu bewegen, die Kennzeichnungspflicht auch im Kerngebiet des Deutschen Reiches einzuführen.
STELLA:
Wie können sie es wagen, uns das anzutun? in Publikum WIE KÖNNT IHR ES WAGEN?! ICH BIN EINE DEUTSCHE! GENAU WIE IHR!! zu einer Frau im Publikum Würden Sie diesen Stern tragen?
VATER:
Nicht so laut, Kind. Wenn die Nachbarn dich hören-
STELLA:
WAS KÜMMERN MICH DIE NACHBARN?! Glaubst du, die werden noch ein Wort mit uns reden, wenn ich morgen mit diesem gelben Fetzen die Treppe hochkomme? Alle werden uns anstarren. Sie werden uns anspucken. zu der Frau Würden Sie mich anspucken?
Ja, jetzt schütteln sie den Kopf, aber morgen, wenn ich mit diesem Stern in die U-Bahn komme, werden Sie ganz aus Versehen ihre Tasche mit ihren Einkäufen auf den Platz neben sich stellen. Damit ich mich nicht neben Sie setze. Und wenn mich jemand beschimpft, als Judensau, oder Judenhure, werden Sie nichts sagen und betreten auf ihre Füße schauen und einfach nur dafür beten, dass ich an der nächsten Station aussteige. ALLE WÜRDET IHR DAFÜR BETEN!
VATER:
Deine Mutter und ich können nachts schon nicht mehr schlafen, weil du ohne den Stern unterwegs bist. Das ist gefährlich, Kind! Die Inge Lustig haben sie verhaftet, weil sie ohne Stern ins Kaffee Kranzler gegangen ist.
STELLA:
Ich weiß.
VATER:
Und vielleicht ist es ja nur vorrübergehend.
SAMSON:
So wie das Eiserne Kreuz deines Vaters. Das interessiert heute auch keinen mehr.
STELLA:
Halt dein verdammtes Lästermaul, Samson.
SAMSON:
Dein Vater hat absolut Recht. Ohne Stern auf die Straße zu gehen ist lebensgefährlich.
STELLA:
Du trägst deinen auch nicht.
SAMSON:
Natürlich nicht. Die Farbe beißt sich entsetzlich mit meiner Krawatte. zückt seinen Ausweis
Aber ICH habe gültige Papiere. winkt mit seinem Ausweis Kommst du mit?
STELLA:
In den Untergrund? Wie ein Verbrecher. Warum sollte ich? Ich habe nichts getan.
SAMSON:
Noch nicht.
STELLA:
Ich habe nichts verbrochen!
SAMSON: ungläubig
Du bist in siebenunddreißig Fällen wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit angeklagt.
127 Zeugenaussagen! Alle gelogen?
STELLA: kreischt plötzlich los
Lügen! Lügen! LÜGEN! Eine Verschwörung, um meine Person ins Unglück zu bringen!
VI. DOBBERKE geht zu STELLA und schlägt sie hart ins Gesicht.
DOBBERKE:
Wo der Kerl sich verkrochen hat, hab ich gefragt!
STELLA:
Ich weiß nicht, von wem Sie sprechen. Ich kenne diesen Mann nicht.
DOBBERKE schlägt STELLA ein zweites Mal. Ihre Nase blutet.
DOBBERKE:
Samson Schönhaus. Alias Günter Rogoff. Du hast mit ihm zwei Jahre lang die Modeschule der Halbjüdin Franziska Lassnig besucht. Seitdem als Passfälscher für die Franziskusgemeinde Zehlendorf unterwegs.
DOBBERKE hält einen Ausweis hoch. SAMSON schaut erstaunt auf seinen eigenen
Ausweis.
Der ist doch von ihm, oder? Wir haben die ganze Bande ausgehoben. Und deinen Freund kriegen wir auch noch.
DOBBERKE hebt wieder die Hand.
STELLA:
NICHT! weint Nicht ins Gesicht, bitte.
DOBBERKE:
Stimmt. Wäre schade drum. Für eine Jüdin bist du ganz niedlich. Und deshalb tust du uns jetzt auch einen kleinen Liebesdienst. zeigt auf ROLF Siehst du den da? Das ist Gottschalk. Und mit dem läufst du ein bisschen durch Moabit. Könnte ja sein, du begegnest deinem alten Bekannten. Aber ich warne dich, Mädchen! Ich war bei der Sitte. Wenn du mir doof kommst, bist du die längste Zeit niedlich gewesen.
STELLA:
Dazu haben Sie kein Recht. Ich…ich bin Bürgerin des Deutschen Reiches.
DOBBERKE: förmlich
Frau Kübler, Sie verstehen mich offensichtlich nicht richtig. Es handelt sich hierbei um einen Führerbefehl. verständnisheischend Wir alle hatten damals nur unsere Befehle.
DOBBERKE wendet sich an SCHELLENBERG
SS- Obersturmbannführer Eichmann; Wären Sie so freundlich, Frau Kübler die organisatorischen Zwänge zu erläutern, in denen sich unsere Organisation momentan befindet?
GERICHTSDIENER (VATER GOLDSCHLAG):
Das Gericht ruft den Zeugen Adolf Eichmann!
NO 5 EICHMANNS SCHNADERLHÜPFER
EICHMANN: (SCHELLENBERG):
Eichmann, mein Eichmann,
so sprach mir der Führer
Frühling ist wieder und ich will nach Wien!
Nach Grinzing zum Wein,
nur dort kann ich sein-
Drum mach mir mein Wien
judenrein!
Führer, mein Führer, so sprach Adolf Eichmann
Das tu ich gerne und drum tu ich's gleich!
Schnell such ich ein Land
Und wenn ich es fand
Dann bau'n wir zwei beide
den Juden Ihr eigenes Reich! :II
Denn was ihr vielleicht nicht wisst:
Unser Führer ist
ein großer Zionist.
Damals in Wien, wie ich da reüssierte
und wie mein Führer so stolz auf mich war!
Juden ich überall hin exportierte,
keinen der Führer in Grinzing mehr sah!
Eichmann, mein Eichmann, so küsst mich der Führer:
Einmal schon schufst du die köstlichste Tat!
Sei mir nun wieder der Organisierer!
Geh und befreie die deutscheste Stadt!
Vom Itizg. Vom Levy, Vom Moische, Vom Kohn!
Befreie Berlin!
Und ewiger Führerdank werde dein Lohn.
Jedoch….
Eichmann guckt plötzlich ganz unglücklich.
Führer, mein Führer:
Nichts ist mehr wie früher!
Kein Land nimmt mehr Juden, und auch nicht für Geld!
Wohin man auch sieht
kein Platz für die Jiid.
Wie sagt man so schön heut:
So klein ist die Welt!
MÄNNER:
Denn der Brite will nicht!
Und der Grieche will nicht!
Und der Türke will nicht!
Und Alaska will nicht!
Und Amerika-
ALLE:
God save Amerika-
SCHELLENBERG:
Macht seine schönen langen Grenzen dicht!
Eichmann, mein Eichmann, so sprach mir der Führer,
was du erzählst, ist ja wirklich nicht schön.
Kein Land will die Juden…
Nun gut, was denkst du denn?
Wie lösen am Ende wir zwei dies Problem?
Führer, mein Führer, so lispelte Eichmann,
gib mir zwei Tage zur Inspiration.
Ich glaub, zu versteh‘n
dies kleine Problem
braucht etwas...Konzentration.