LOTHAR, ICH LIEBE DICH
oder  über den richtigen Moment, einem Pianisten die Finger zu brechen
von Wolfgang Böhmer und Peter Lund
Alle Rechte bei den Autoren ©

ein Stück für drei Schauspieler, von denen einer Klavierspielen können muß

1. Szene (Ausschitt)

Lotte:
Oh Lothar- es ist alles so GRAUENVOLL!

Lothar:
Was?

Lotte:
ALLES! Ich steh'morgens auf und geh abends in's Bett und dazwischen....

Lothar:
Was dazwischen?

Lotte:
Die Welt ist so schrecklich! Lothar, wir haben alles falsch gemacht.

Lothar:
Wir?

Lotte:
Ich. Ich habe alles falsch gemacht. Ich bin eine oberflächliche, abgetakelte, parasitäre Person, die sich nicht sozial engagiert und NICHTS für die Allgemeinheit tut.

Lothar:
Sind wir das nicht alle?

Lotte:
Du nicht. Du rettest Menschenleben. Und ich bin alt und häßlich und kümmer mich nicht um den Regenwald.

Lothar:
Du bist eine attraktive Frau, du strahlst Intelligenz und Tatkraft aus und du hast SEHR sinnliche Lippen.    

Lotte:
Ich bin überflüssig. Ich habe dich nicht verdient.

Lothar:
Alles verdienst du. Aber du mußt es auch genießen. Sonst wirst du in deinem nächsten Leben als Froschlurch wiedergeboren.

Lotte: (schnüffelnd)
Ist das wahr?

Lothar:
Verbürgte Original-Inkarnationstheorie. Wer in diesem Leben zuviel quakt, wird nächstes mal 'ne Kröte.

Lotte:
Ich wäre gerne eine Kröte. Aber bei meinem Glück werde ich bestimmt wieder eine vierzigjährige Galeristenschnepfe-

Lothar:
Du bist nicht vierzig!

Lotte:
- und das könnte ich nicht nocheinmal ertra-ha-hagen!

Lothar:
So schlimm?

Lotte:
Viel schlimmer!

Lothar:
Dieser Altglaskram?

Lotte: (verbessert ihn schluchzend)
Collagen zum Thema..
Grüner Punkt. Und die Gymnopolous hat wieder so ein Rienseformat angeschleppt und-

Lothar:
Und was?