1. AKT , 1. Szene
Die DAW- Umzugsräume. Karl, Herwig, beide mit einem rosa Brief in der Hand. 2 Kollegen ziehen sich gerade um.
Karl: liest
Mit den besten Wünschen für ihre berufliche Zukunft. zu Herwig. Wollen die uns verarschen oder was?
Herwig antwortet nicht.
Karl:
Haben Sie das bei dir auch geschrieben? liest Herwigs Entlassung
Dann WOLLEN sie uns verarschen! Was für ne berufliche Zukunft hat einer wie du mit achtundfünfzig?.
Herwig antwortet nicht und fängt an, seinen Spind auszuräumen.
Karl: sinniert
Bleibt nur eins; Zuhälter. So’n richtig kapitalistischer Ausbeuter vom Stutti.
grinst Und den ganzen Tag Titten bis zum Anschlag.
Herwig guckt irritiert.
Karl: brüllt plötzlich
VERDAMMTE SCHEISSE! Weißt du, was die diesen Monat für einen Quartalsabschluß hingelegt haben? Diesem verschissenen Laden geht es so gut wie seit fünf Jahren nicht mehr und als Dankeschön kriegt unsereiner einen Tritt in den Arsch! zu den anderen beiden Und wißt Ihr auch warum? zeigt auf Herwig Wegen so einem wie dem.
Herwig guckt erstaunt.
1. Kollege:
Laß Herwig in Frieden.
Karl: zu Herwig
Is so. Weil du dir alles gefallen läßt. Weil solche Kerle wie du nie das Maul aufkriegen-
1. Kollege: zu Karl
Und warum haben Sie DICH dann rausgeschmissen?
Karl:
Fehler in der Verwaltung. Aber die werden schon sehen, wo sie ohne mich landen. Warum bin ICH nicht behindert?
2. Kollege: empört
Ich bin nicht behindert! Ich hab‘s mit den Bandscheiben.
Karl:
Kündigen können sie dir trotzdem nicht.
1. Kollege:
Und was machst du jetzt mit deiner freien Zeit, Herwig?
Karl:
Warum fragst du mich nicht, was ich mit meiner freien Zeit mache?
2. Kollege:
Jeder weiß, was du mit deiner freien Zeit machst, Pornowski.
Heidlinde Waghausen betritt mit einem Architekten den Raum. Sie hat den Raum leer erwartet und zögert.
Heidlinde:
Oh- ich wußte nicht, daß hier noch jemand ist-
Karl: aggressiv
Doch- NOCH ist hier jemand.
Heidlinde:
Lassen Sie sich nicht stören- wir müssen bloß mal etwas nachmessen-
Heidlinde geht mit dem Architekten und der fleißig mitschreibenden Assistentin leise murmelnd an der Gruppe vorbei und zeigt dabei imaginär in den Raum;
Heidlinde: mumelt
..... in erster Linie geht es uns natürlich darum, mit dem Umbau unserer neuen Firmenphilosophie einen räumlichen Ausdruck zu verleihen; Unsere-
Architekt: souffliert
- Restrukturierung-
Heidlinde: lauter werdend
- nach außen tragen; Die DAW ist fit für das nächste Jahrtausend!
Karl:
Sie sind also diese Schnalle, der wir das alles hier zu verdanken haben.
Heidlinde:
Was?
Karl:
Das sind Sie doch, oder?
Heidlinde:
Sie meinen, ob ich mitverantwortlich bin für die Rationalisierungsmaßnahmen der letzen drei Monate? Ja, das bin ich. Heidlinde Waghausen.
Heidlinde reicht Karl herzlich die Hand
Heidlinde:
Es tut mir wirklich leid, daß gerade ihre Werkgruppe verhältnismäßig weitreichende Freistellungen erfahren hat. zu dem Architekten Ich bin gleich wieder bei Ihnen.
Karl:
Verhältnismäßig weitreichend? Unsere Werkgruppe gibt’s nicht mehr.
Heidlinde: hat nicht zugehört
Aber Sie wissen sicher , daß die Rationalisierung keinen persönlichen Hintergrund hat? warm Das wissen Sie doch, Herr Kornowski? Und ICH wiederum bin sicher, daß Sie mit ihrer Qualifikation ganz schnell wieder ins Berufsleben zurückkehren werden. zu dem Architekten Also, worum es uns bei der Öffentlichkeitswirkung der DAW primär geht, ist-
Karl:
Leute wie Euch sollte man doch alle in die Luft jagen.
Heidlinde:
Bitte?
2. Kollege:
Pornowski!
Karl: zum Kollegen
Du hältst dich da raus, du bist behindert! zu Heidlinde
Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Rennst hier rum mit deinem schwulen Dekorateur als ob dir der Laden gehört. Und unsereins landet auf dem Sperrmüll wie so ’ne ausgemusterte Couchgarnitur.
Die beiden Kollegen sehen zu, daß sie fertig werden und machen sich vom Acker.
Heidlinde:
Wie gesagt, ich bin ganz sicher, daß Sie auf dem sekundären Arbeitsmarkt-
Karl:
Um mich mach dir mal keine Sorgen. Aber was wird mit dem hier?
Karl zieht Herwig in die Mitte des Raumes. Herwig ist das überaus unangenehm.
Karl:
Was wird aus Herwig Müller? Die nie die Klappe aufmacht und bloß fünfunddreißig Jahre seines Lebens für diesen Laden geschuftet hat, damit so eine Fotze wie du jetzt 7000 netto dafür kriegt, daß sie ihn rausschmeißt ?
Heidlinde:
Die existenzsichernden Maßnahmen, die wir ergriffen haben-
Karl:
Mit den Sprüchen kannst du deinen kapitalistischen Vorstandssäcken einen runterholen. Aber nicht Herwig Müller.
Karl geht würdevoll zurTür.
Karl;
Fick dich, Tussi.
Karl verläßt den Raum.
Heidlinde; sehr leise zu sich
Ich hab die Schnauze voll. Ich hab so was von die Schnauze voll...
Architekt:
Also was die tragenden Wände betrifft-
Heidlinde: blafft
Halten Sie die Klappe.
Heidlinde reibt sich die Schläfen. Die Sache geht ihr nah. Sie schaut Herwig an.
Heidlinde: persönlich
Und? Sind Sie auch der Meinung, man sollte uns alle in die Luft jagen?
Herwig antwortet nicht.
Heidlinde
Wissen Sie was, Müller? Leute wie Sie gehen mir echt auf den Sack.
Herwig will etwas sagen, aber Heidlinde fährt ihm über den Mund.
NO 2 „Leute wie Sie, Müller“
Heidlinde:
Leute wie Sie, Müller
pinkeln mir nicht ans Knie, Müller
an mein Knie, Müller
kommt ein Mann wie Sie ganz
grundsätzlich nicht ran!
Leuten wie mir, Müller
kommen Typen wie Sie, Müller
nicht mehr quer, Müller
und da ändert auch kein
Arbeitsschutz mehr dran
Denn
Leute wie Sie, Müller
sind die Epidemie, Müller
wegen der dies Land seit Jahren schon verfällt
doch
Leute wie ich, Müller
sehen das ganzheitlich, Müller
und darum wird wer wie Sie jetzt freigestellt!
Leute wie Sie, Müller
haben jahrelang nie, Müller
nur einmal, Müller
drüber nachgedacht, wie
diese Welt sich dreht-
Leute wie Sie, Müller
wollen nur Garantie, Müller
daß ihr Job, Müller
bis zum Jüngsten Tag
acht Stunden lang besteht-
Doch
die Garantie, Müller
gab es leider noch nie, Müller
und der jüngste Tag für sie kam leider flott!
Vielleicht sagen Sie, Müller
so was täte Gott nie, Müller
Pech für Sie, ich bin ja nicht der liebe Gott.
Herzlich möcht ich Ihnen Danke sagen
für Pflichterfüllung ohne Unterlaß-
Wollen Sie vielleicht noch etwas fragen?
Klar doch; Wer wie Sie will immer was!
Arbeitszeitsverkürzung ohne Ende
Weihnachts- Ostern- Pfingsten-Krankengeld
Wozu hat man schließlich seine Hände?
um mitzunehmen, was vom Himmel fällt!
Ein Arbeitgeber heißt ja schließlich Geber
nicht umsonst
und Arbeitnehmer kommt vom Wörtchen Nehmen,
was wohl bedeutet,
daß man nehmen muß.
Sie fauler Parasit auf meiner Leber
damit ist jetzt endlich Schluß
Denn
Leute wie Sie, Müller
sind ein Auslaufmodell, Müller
und ich wünsch, Müller
ihnen Glück und Freude
im Vorruhestand
Bloß nicht zu lang, Müller
bitte sterben sie schnell, Müller
jeder weiß, Müller
unsre Rentenkassen
sind zur Zeit sehr angespannt
Jetzt guck nicht so blaß, Müller
mir macht mein Job halt Spaß, Müller
wann hast du zuletzt gelacht? Na, sag mal wann?
Du
lachst einfach nicht, Müller
Du tust nur deine Pflicht, Müller-
Darum pinkeln auch nie, Müller
solche Männer wie sie, Müller
mir ans Knie, Müller
an mein Knie, Müller
kommen Sie, Müller
schon mal grundsätzlich
nicht ran- MÜLLER!
Play Off. Offenen Verwandlung. Herwig steht wie ein störendes Möbel in der Gegend herum.
2. Szene
Bei Müllers zu Hause. Mischa fläzt sich im Sessel und guckt Fernsehen. Ingrid kommt mit einem Koffer und einem Teller Brote in’s Zimmer. Sie ist nervös. Beide beachten Herwig nicht.
Ingrid:
Ist der Vati noch gar nicht zu Hause?
Mischa:
Bin ICH mit ihm verheiratet?
Ingrid:
Nimm die Füße vom Tisch.
Ingrid stellt die Brote auf den Tisch. Mischa greift zu, Ingrid schlägt ihm auf die Finger.
Ingrid:
Wir warten, bis dein Vater von der Arbeit kommt.
Mischa:
Macht doch eh wieder Überstunden. Nützt ihm aber nichts.
Ingrid:
Die haben schon drei Kündigungswellen gehabt, und dein Vater haben sie NICHT entlassen.
Mischa:
Weil sie ihn übersehen haben.
LESEPROBE 1. Akt, 5. Szene
Der ShowRoom der DAW. Heidlinde Waghausen tritt auf, gefolgt von dem Cheftechniker Hinrichsen. Im Hintergrund wird das Neue Modell XY-300 herein gerollt und auf Hochglanz poliert.
Arbeiter: leiser aus dem Off
Wir woll’n rein! Wir woll’n rein! Wir woll’n usw.
Heidlinde:
Es ist mir egal, WIE Sie's hinkriegen! Ich weiß nur, Sie WERDENS hinkriegen.
Hinrichsen:
Da wissen Sie mehr als ich.
Heidlinde:
Dafür werde ich bezahlt. Ich kann nämlich in die Zukunft sehen, Hinrichsen. In IHRE Zukunft! Die DAW braucht diesen Auftrag.Und wenn in fünf Minuten die chinesische Delegation hier aufschlägt, läuft dieser verdammte Motor wie eine eins, oder Sie können sich einen neuen Job suchen.
Hinrichsen: bekümmert
Wir kriegen den Bordcomputer nicht in den Griff. Irgendwas stimmt mit der Zündung nicht-
Heidlinde:
Sind sie zu logischem Denken fähig, Hinrichsen? Das Jahr 2004 war eines der schlechtesten Geschäftsjahre der Deutschen Automobilwerke seit unserem Einmarsch in Polen. Und unseren mühsamst erkämpften Aufwärtstrend der DAW-Aktie hat unser lebensfroher Chef Friedemann von Tilsit vor drei Tagen mit der pikanten Enthüllung zum Teufel geschickt, daß er seine Vorstandsrunden neuerdings mit russischen Prostituierten aufpeppt, anstatt ein angemessen betroffenes Gesicht zu machen über zweitausend entlassene DAW- Mitarbeiter, die da draußen gerade Randale machen.
Arbeiter: Off
Wir woll’n rein! Wir woll’n... usw.
Heidlinde: seufzt
Ganz schlechtes Timing, Hinrichsen. Ganz schlechtes Timing.
Friedemann von Tilsit tritt auf und sucht die Halle mit Blicken ab.
Hinrichsen:
Nur weil die da oben ihre Bilanzen nicht in den Griff kriegen, werden wir hier unten wieder verheizt.
Heidlinde:
Reden sie keinen Blödsinn. Sie werden verheizt, weil ihr dämlicher Vorstandsvorsitzender seinen Schwanz nicht bei sich behalten kann. Winkt zu von Tilsit Friedemann, hier sind wir!
Hinrichsen:
Wenn uns das Ding um die Ohren fliegt, sind Sie ihren Job genauso los.
Heidlinde: lächelnd
Aber im Gegensatz zu Automechanikern werden Rationalisierungsexperten immer gesucht. zu von Tilsit Guten Morgen Chef.
Hinrichsen: zu sich
Genau wie Beerdigungsunternehmer.
Heidlinde: dreht sich strahlend zu von Tilsit
Das habe ich gehört.
Friedemann von Tilsit stößt dazu. Er ist nervös.
Tilsit:
Da draußen ist die Hölle los. Möchte mal wissen, welcher Idiot die Polizei auf’s Gelände gelassen hat.
Heidlinde: heiter
Das war ich. Oder wollen Sie die chinesische Delegation per Hubschrauber einfliegen lassen? sachlich Ich habe mit Hinrichsen gerade den Ablauf besprochen-
Tilsit:
Das macht aber keinen guten Eindruck, wenn wir unsere eigen Arbeiter-
Heidlinde:
Es sind nicht unsere Arbeiter. Seit Mittwoch nicht mehr. Reicht von Tilsit einen Ablauf Alles im Plan. Diesmal hat sich die Entwicklungsabteilung wirklich selbst übertroffen. Lächelt Hinrichsen strahlend an Das sind einfach tolle Jungs.
Tilsit: leutselig
Klar sind das tolle Jungs.
Heidlinde:
Danke Hinrichsen, ich glaub, das war’s erstmal. Und was die Präsentation angeht, da hab ich ein gutes Gefühl.
Hinrichsen: verzieht sich murmelnd in den Hintergrund
Solange keiner den Schlüssel ins Schloß steckt...
Heidlinde: plötzlich angespannt
Die Van Dreesen läßt nicht locker. Sie besteht darauf, bei der Präsentation dabei zu sein.
Tilsit:
Seit wann interessiert sich Sabrina VanDreesen für Wasserstoffmotoren?
Heidlinde:
Unsere qualitätsorientierte Produktpalette ist der doch völlig egal. Die will Sie vor die Kamera kriegen. Am besten noch mit einem Glas Champagner und einer kleinen Japanerin im Arm; ‚Firmenchef feiert Massenentlassung bei gemütlichem Umtrunk in asiatischer Begleitung.‘
Tilsit:
Noch haben wir den Auftrag nicht.
Heidlinde:
Noch eine Orgie kann sich die Firma wirklich nicht leisten.
Tilsit:
Das war eine ganz branchenübliche Geschäftsbesprechung. Normaler internationaler Standard!
Heidlinde:
Internationale Standards sind in Deutschland nicht durchsetzbar.
Tilsit:
Sie haben der Dreesen hoffentlich gesagt, sie soll sich zum Teufel scheren?
Heidlinde: geduldig
Chef. Seit Donnerstag abend sind Sie der angefeindetste Firmenmanager Deutschlands. Glauben Sie, ich schicke Sabrina van Dreesen mit ihrem Ü-Wagen nach Hause, wenn Sie eine Live-Sendung über Sie aus dem ShowRoom der Deutschem Autombil Werke machen will?
Tilsit: entsetzt
Was heißt ‚ live‘?
Heidlinde:
Übertragung in Echtzeit. Das ist unsere Chance, Chef.
LESEPROBE 2. AKT, 13. SZENE
Sabrinas Büro. Sabrina tigert durch den Raum und weiß nicht, was Sie tun soll. Auf dem Schreibtisch ein Pumps von Heidlinde Waghausen. Melancholischer Underscore. Sabrina startet den Fernseher. Herwig auf dem Bildschirm. Uli kommt in das Büro.
Uli:
Ist das von gestern?
Sabrina: eisig
Wir HABEN keine Bilder von gestern. Mein Team wurde nämlich abgezogen.
Uli:
Wer hätte denn ahnen können, daß dieser Psychopath-
Sabrina:
ICH, Uli! Ich hab es geahnt.
Sabrina dreht Heidlindes Schuh in den Händen.
Sabrina: fassungslos
Dreiundzwanzig Arbeiter! Alle tot. Kannst du dir das vorstellen?
Sabrina knallt wütend den Schuh auf den Tisch
Sabrina:
Und bloß diese blöde Ziege fliegt ins Verpackungsmaterial und hat nicht mal einen Kratzer.
Uli:
Jetzt mal langsam. Die Waghausen hat sich drei Rippen gebrochen.
Sabrina: grimmig
Aber nicht das Genick.
Sabrina sieht gedankenversunken auf Herwigs Bild.
Sabrina:
Wenn ich nur wüßte, was ihn treibt...
Uli:
Den treibt überhaupt nichts. Die von der G9 haben den Sprengsatz untersucht. Das Zeug kommt aus dem Libanon.
Sabrina:
Das beweist gar nichts.
Uli: ungeduldig
Für den Anschlag gestern gibt es mittlerweile siebzehn Bekennerschreiben!!
liest den Briefstapel vor. Von den Radikalen Christen, von der Verbindung aufrechter Muslime Deutschland, von drei neonazistischen Vereinigungen...
Sabrina:
Und von den Grauen Panthern. Ich weiß.
Uli:
Dein Freund hat mit der Sache NICHTS zu tun!
Sabrina:
Alles Trittbrettfahrer.
Uli stöhnt ob Sabrinas Borniertheit laut auf.
Sabrina:
Außerdem ist er nicht mein Freund. Ich habe nur ein gewisses Verständnis für-
Uli: .
Der Verwaltungsrat hat aber absolut kein Verständnis mehr für dein Verständnis. Und dein Produzent auch nicht.
Sabrina:
Ich habe eben meine Überzeugungen, Uli!
Uli:
DU hast eine politische Verantwortung!
Sabrina:
Wer hat dir denn das Wort beigebracht? Der Verwaltungsrat?
Sabrina merkt, daß sie den Bogen überspannt hat.
Uli:
Ich bin keiner von deinen Studiogästen.
Sabrina:
Es tut mir leid.
Uli:
Glaubst du, bloß weil deine Quote stimmt, hast du plötzlich Abitur, oder was?
Stille
Sabrina: verletzt
Können wir bitte sachlich bleiben?
Uli:
Bin ich! Du bist eine Fernsehansagerin!! Du kommst auf der politischen Richterskala gleich hinter Heidi Klum. Den Zuschauer interessiert einen Scheißdreck, was Heidi Klum von der deutschen Innenpolitik hält.
Sabrina versucht, das Weinen zu unterdrücken..
Sabrina:
Ich weiß, daß dir das nicht paßt, Uli, aber auch Menschen ohne Abitur haben eine politische Meinung.
Uli:
Die ist aber meistens extrem dämlich. Deswegen produzieren auch die Menschen MIT Abitur die Sendungen und die Menschen ohne Abitur sagen sie an.
Sabrina:
Und genau das ändert sich jetzt gerade in diesem Land.
Uli:
Aber nicht in meiner Sendung.
Uli schaltet das Bild mit Herwig aus und verläßt das Büro. Underscore „Ich suche was“
Sabrina nimmt einen Zettel, schreibt etwas und wendet sich an die Kamera:
Sabrina:
Meine Damen und Herren; Die Progressive Zelle Spandau hat sich zum Anschlag bekannt-
14 .BILD
In der progressiven Zelle Spandau. Jula, Kalle und Mischa zeitungslesend.
Jule:
Wer verdammte Scheiße schreibt im Namen deines Vaters ein Bekennerschreiben?
Mischa: wichtig
Über uns schreiben Sie auch! stolz Wir sind flüchtig!
Kalle: liest
Und wir drohen mit weiteren Anschlägen.
Jule:
Oh Scheiße, Mischa. Die glauben im Ernst, das waren wir.
Kalle: agressiv
Ist doch wurscht, ob nun ein Anschlag oder zwei-
Jule:
DAS IST ES NICHT! nervös Der erste Anschlag war ein ganz konkreter Personenanschlag. Motivation und Zielobjekt politisch deckungsgleich, das hat in Deutschland Tradition, das begreifen die Leute und da kommst du mit zehn Jahren davon und dann kannst du wieder als Anwalt arbeiten. Aber Massenanschläge verunsichern die Deutschen total! Das war historisch immer so.
Kalle:
Sag mal, studiert die Politik?
Mischa:
Einundzwanzigstes Semester.
Jule:
Eskalation ist IMMER der falsche Weg.
Kalle: zu Mischa
Kann mir mal irgendwer erklären, wie’n Mädel mit so einem gemeingefährlichen Hintern so harmlos im Hirn sein kann?